Franziskaner
Hier soll bald auch ein Text stehen.
Wendisches Leben
Die Serbska cerkwja (Wendische Kirche), auch Klosterkirche genannt, ist die kleinere von zwei in Sichtweite voneinander stehenden Cottbuser Stadtkirchen. Das größere, etwas höher gelegene und ältere Gotteshaus ist die Nimska cerkwja (Deutsche Kirche), auch Oberkirche oder St.-Nikolai-Kirche genannt. Obwohl diese also von den Wenden Nimska cerkwja genannt wird, weil sie nachreformatorisch vornehmlich der deutschsprachigen Stadt-gemeinde als Gotteshaus diente, ist sie doch von ihren wendischen Vorfahren errichtet worden.
Eine capella slavorum in Cottbus wird 1495 erwähnt. Nach der Reformation wurden für die autochthone slawische Bevölkerung in den Lausitzer Städten Wendische Kirchen eingerichtet, da die einheimische Bevölkerung größtenteils noch lange einsprachig wendisch war. Es gab nach der Reformation etwa zweihundert wendische Kirchspiele in der Niederlausitz. Davon waren vierzehn städtische Wendische Kirchen in der Niederlausitz (Lübben/Lubin, Cottbus/Chóśebuz, Forst/Baršć, Calau/Kalawa, Lieberose/Luboraz, Vetschau/Wětošow, Spremberg/Grodk, Senftenberg/Zły Komorow, Guben/Gubin, Sorau/Žarow, Luckau/Łukow, Triebel/Trjebule, Sommerfeld/Žemjeŕ und Friedland/Bryland). In der Oberlausitz sind sieben städtische Wendische Kirchen nachweislich (Kamenz/Kamjenc, Löbau/Lubij, Hoyerswerda/Wojerecy, Muskau/Mužakow und drei in Bautzen/Budyšin). Für einige davon ist der Zeitpunkt ihrer Gründung bzw. ihrer neuen Bestimmung verbürgt, u. a. für Cottbus/Chóśebuz 1537 und für Muskau/Mužakow 1622.
In die Wendische Kirche zu Cottbus gingen neben vielen wendischen Bürgern der Stadt auch die Bewohner der umliegenden wendischen Dörfer, die mittelweile fast alle in die Stadt eingemeindet sind: Sandow/Žandow, Brunschwig/Brunšwik, Ostro/Wótšow, Schmellwitz/Chmjelow, Döbbrick/Depsk, Branitz/Rogeńc, Dissenchen/Dešank, Merzdorf/Žylowk, Lakoma/Łakoma, Willmersdorf/Rogozno, Maiberg/Majberk (Majina Góra), Skadow/Škódow, Saspow/Zaspy, Ströbitz/Strobice und der heute nach Kolkwitz/Golkojce eingemeindete Ort Zahsow/Cazow. Deutlich wird der wendische Charakter des Gotteshauses durch die Sprüche am Altar und an der Orgelempore.
Es war einerseits unumgänglich, dass die hiesigen Pfarrer der wendischen Sprache mächtig waren. Andererseits konnten sich die Geistlichen durch die Amtsautonomie an der Wendischen Kirche in Cottbus für die Belange der Wenden engagieren. Pfarrer an der Serbska cerkwja waren viele namhafte Wenden, so u. a. Jan Brězan (Dr. Johannes Briesmann,1488–1549), Juro Ermel (Georg Ermel, 1610–1685), Jan Juro Rězak (Johann Georg Resag, 1703–1771), Pomgajbog Kristalub Fryco (Gotthelf Christlieb Fritze, 1744–1815), Dabit Boguwěr Głowan (David Traugott Kopf, 1788–1865), Jan Bjedrich Tešnaŕ (Johann Friedrich Teschner, 1829–1898), Pawoł Fryco Broniš (Paul Friedrich Bronisch, 1830–1898), Wylem Nowy (Wilhelm Nowy, 1870–1933), Měto Wjeńcko (Martin Wenzke, 1870–1953), Bogumił Šwjela (Gotthold Schwela, 1873–1948).
Seit der Reformation bis 1933 wurden in der Wendischen Kirche regelmäßig Gottesdienste in wendischer Sprache gefeiert. Zunehmende Einschränkungen erfuhren diese jedoch im Zuge der sich verschärftenden deutschnationalen Bestrebungen nach der Reichsgründung 1871. Staat und Kirche verfolgten Bestrebungen, die Urbevölkerung der Lausitz endgültig zu germanisieren. Nach 1933 wurden wendische Predigten weitestgehend eingestellt, 1941 kirchenamtlich verboten. Bemühungen zur Wiederbelebung des wendischen Kirchenlebens nach dem 2. Weltkrieg und in sozialistischen Zeiten blieben Aufgrund fehlender kirchlicher und gesellschaftlicher Unterstützung erfolglos. Erst mit der Wendezeit wird wieder wendisch gepredigt, seit 1989 regelmäßig auch in der Serbska cerkwja in Cottbus/Chóśebuz. Dort findet jeweils am 25. Dezember vormittags der wendische Weihnachtsgottesdienst statt.
Schloßkirche wird Synagoge
Der Ort der jetzigen Neuen Synagoge hat eine lange Tradition von Gebet und Gottesdienst.
Am Anfang steht die Katharinenkapelle, die bereits am Beginn des 15. Jahrhunderts erwähnt wird. Stadtbrände und schließlich der Dreißigjährige Krieg bedeuteten das Ende dieser kleinen Kapelle. Der Name des benachbarten „Katharinengäßchen“ erinnert an das einstige Gotteshaus.
Kurfürst Friedrich Wilhelm ermöglichte 1685 in seinem Edikt den Zuzug von Glaubensflüchtlingen in sein Herrschaftsgebiet. Von den Einwanderern versprach er sich Hilfe und Ideen für den weiteren Aufbau des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Landes und damit auch seiner wirtschaftlichen Lage. Viele aus Frankreich vertriebene Hugenotten konnten so neue Heimat finden und für sich aufbauen. Auch in Cottbus wurden sie heimisch und baten um die Möglichkeit eine Kirche zu errichten. Grundstück und Ruine der einstigen Kapelle wurden 1705 zum Anfang der „Reformierten Kirche“. Seit Zusammenschluss der deutsch-reformierten und französisch-reformierten Gemeinde 1757 bürgerte sich der Name Schloßkirche ein, weil der Gemeindegeistliche zugleich als „Hof – und Schloßprediger“ wirkte.
In der Nachkriegszeit bot die Schloßkirche den Gemeinden Raum für Gottesdienste, deren Kirchen im 2. Weltkrieg zerstört waren.
1972 wurde das Gebäude von der Diakonie übernommen. Als Ökumenisches Gemeindezentrum war es Ort vieler Veranstaltungen. Für die Klosterkirchengemeinde wurde sie „Winterkirche“. In der Vorwendezeit trafen sich u.a. Umwelt – und Friedensgruppen.
Nach der Wende war die Schloßkirche als „Obdachlosentreff“ für einige Zeit Anlaufstelle für die sozial Schwachen der Stadt. Weiterhin wurde sie auch für eine Vielzahl übergemeindlicher Veranstaltungen genutzt.
Zwischen 1984 – 2014 war die Schloßkirche Mitglied der „Nagelkreuzgemeinschft“. Heute befindet sich das Nagelkreuz in der Oberkirche St. Nikolai und ist diese Kirche ein Nagelkreuzzentrum.
Seit 1997/1998 kamen viele so genannte „Kontingentflüchtlinge“ (Juden aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion) nach Cottbus und fanden hier Heimat. Juli 1998 wurde die Jüdische Gemeinde neu begründet. Ihre Gemeinderäume befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Schloßkirche.
Die rasch wachsende Jüdische Gemeinde benötigte und suchte Raum für eine Synagoge. Zugleich zeigte es sich immer spürbarer, der Unterhalt der Schloßkirche ist eine finanzielle Belastung für die Kirchengemeinden. Außerdem hatten die umliegenden Gemeinden inzwischen selbst attraktive Räume und waren auf die Schloßkirche nicht mehr angewiesen. Zwei Interessen trafen sich. Recht schnell herrschte Einigkeit, dass die Schloßkirche in den Besitz der Jüdischen Gemeinde übergehen soll.
Kritiker des Vorhabens konnten in Gesprächsforen ihre Meinungen zur Diskussion stellen.
Die Klärung finanzieller Fragen, auch einiger ritueller Fragestellungen, nahm noch eine gewisse Zeit in Anspruch, dann waren die Wege geebnet. Umfangreiche Hilfen des Landes Brandenburg und der Stadt Cottbus machen den Kauf und den folgenden Unterhalt des Gebäudes möglich.
Im September 2014 fand in einem feierlichen Gottesdienst die „Entwidmung“ der Schloßkirche statt.
Das alljährliche Pogromgedenken am 9. November 2014 fand in üblicher Weise an der Gedenktafel für die 1938 zerstörte Synagoge statt. Im Anschluss gab es erstmals den Weg in die Spremberger Straße zur künftigen Synagoge.
Am 27. Januar 2015, dem 70. Jahrestag der Befreiung des Todeslagers Auschwitz, wurde dann unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Neue Synagoge geweiht.
Seitdem erweitert sich jährlich zum 9. November Dank vieler Spender das rituelle Mobiliar der Synagoge.
Die Synagoge ist Montag bis Donnerstag, 10.00 – 14.00 Uhr, und zusätzlich auch Mittwoch, 14.00 – 16.00 Uhr, für interessierte Besucher geöffnet.
Es gibt ebenfalls immer wieder Veranstaltungen und gelegentliche Ausstellungen, die für alle Besucher offen stehen.
Jüdische Gemeinde Cottbus
Seit dem 15. Juni 1998 gibt es in Cottbus eine neue Jüdische Gemeinde, die aus Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion besteht.
Die Menschen habe hier Gelegenheit, ihren Glauben kennenzulernen und zu vertiefen.
Es findet eine rege kulturelle Arbeit statt. Chöre und eine Tanzgruppe machen die Jüdische Gemeinde in Cottbus und Umgebung bekannt. Mittlerweile sind sie auch im größeren Rahmen unterwegs und hat sich der Bekanntheitsgrad bedeutend erweitert. Die Gemeinde sorgt für Unterstützung beim Lernen der deutschen Sprache. Eine Aufgabe, die nach wie vor von großer Bedeutung ist.
Interessierte Besucher eines Gottesdienstes werden gern willkommen geheißen.
Es ist möglich, Führungen zur Synagoge zu bekommen. Anmeldungen werden erbeten unter der Rufnummer der Jüdischen Gemeinde (0355/383 10 46) bzw. deren Internetseite www.juedische-gemeinde-cottbus.de.
Pfarrerin Johanna Melchior
Synodalbeauftragte für das christlich-jüdische Gespräch im Kirchenkreis Cottbus