Predigttext: Römer 13, 8 – 12

Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist: »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.

Und das tut, weil ihr die Zeit erkannt habt, dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.

Liebe Gemeinde!

Heute im Sonderangebot: Waffen des Lichts.

Greifen Sie zu, die Gelegenheit ist einmalig!

Nein, nicht was Sie denken – keine Laser-Schwerter oder Blitze-Schleuder so.

Mit den Waffen des Lichts sind Sie gerüstet gegen alles, was die Finsternis mit sich bringt.

Was haben wir denn hier?

Ah – ein entwaffnendes Lächeln. Hat nachweisbar eine hohe Erfolgsquote, um eine Situation zu deeskalieren.

Oder hier: ein freundliches Wort. Kann Wunder vollbringen!

Und dort: eine ausgestreckte Hand. Bringt in Kontakt, richtet auf, baut Brücken …

Auch das: die Bitte um Verzeihung. Kann wieder Licht bringen in die Finsternis eines Streits.

Greifen Sie zu! Die Waffen des Lichts unterliegen keiner Altersbeschränkung, Sie dürfen überall mitgeführt und eingesetzt werden. Sie machen das Leben hell, wo die Finsternis regiert!

Jetzt gilt es! Nur heute im Sonderangebot!

Liebe Gemeinde,

braucht es Menschen, die dem Licht den Weg bereiten? Die schon jetzt Spuren legen, die in den neuen Tag führen? Die schon Mal Lichter entzünden – um im Bild zu bleiben? Braucht es uns, damit es Licht wird? Offenbar schon. Und dem geben wir auch in vielen Adventsbräuchen einen sichtbaren Ausdruck auf unseren Straßen und Häusern, indem wir die Adventskerzen entzünden und Lichterketten anbringen. Weil „das Licht der Welt“ auf uns zukommt, bereiten wir ihm schon den Weg, bereiten auch uns selbst vor, stimmen uns ein, machen uns auf und werden licht.

Unseren „Waffen des Lichts“, der Nächstenliebe, der Menschenfreundlichkeit, dem Einsatz für jedes bedrohte Leben – diesen Waffen entspricht der „König“, für den wir sie einsetzen. „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“

Denn dieser König ist eben kein König Charles. Sie erinnern sich? Große Militärparade anlässlich seines Geburtstags. Bei königlichem Wetter und gekleidet in volle Uniform mit allem, was dazugehört, verfolgt Charles die festgelegte Zeremonie zu seinen Ehren, unter den Reiter nun auch sein Enkel William. Festlich. Königlich. Erhaben. Und über die Fernsehanstalten in alle Welt gesendet, unter den Zuschauern für eine ganze Weile auch ich.

Ein anderer König aus einem Film: Herr der Ringe. Am Ende, nach der großen Schlacht gegen die Dunkelheit, kehrt der König heim. Er kommt, um seine Herrschaft anzutreten. Der wahre König. Hoch zu Ross. In voller Rüstung, das Schwert erhoben. Ein Heer hinter sich. Und er strahlt Kraft aus, Macht, Sieg.

Wie anders dagegen der „kleine König“, ohne Krone, ohne Land und doch König über alles: Der Einzug Jesu in Jerusalem. Auf einem Esel. Sanftmütig, ohne Waffen, bescheiden. Keine Rüstung, keine Soldaten hinter sich. Denn seine Waffen sind Waffen des Lichts. Er ist die Verkörperung der Liebe Gottes. So kommt er. So kommt Gott zu uns. Damals vor 2000 Jahren. Demnächst in der Heiligen Nacht. Heute.

„Friedenskind,

noch im Schlafe der Nacht, eh der Morgen erwacht,

kommst du in das schweigende All, Kriegsgewalt und Verfall –

Heiland heißt du.

Friedenskind,

auf dem Weg in den Wind, da, wo Mordwaffen sind,

kommst du,

selbst durch Hunger und Schmerz und ein hasskaltes Herz –

trägst einen Traum.

Friedenskind,

in die schlafende Nacht und dem Kampf um die Macht

komm nun,

bring den Traum neu zur Welt, der die Hoffnung behält –

Gottes Schalom.“

Liebe Gemeinde, der Advent will uns ermutigen, den Traum von einem Leben, einer Welt ohne Finsternis nicht aufzugeben. Die Hoffnung auf Gottes Schalom, einen umfassenden Frieden, das Heil für alles Leben, wie es Shirley Erena Murray aus Neuseeland in ihrem Gedicht von 1992 schrieb.

Mit Paulus heißt das, vom Schlaf aufzuwachen, die Augen zu öffnen und den leichten Lichtschimmer am Horizont wahrzunehmen. Das Licht ist schon in der Welt. Es kann und wird die Finsternis zurückdrängen. Und wir können es tatkräftig unterstützen, ihm den Weg bereiten. Ein entwaffnendes Lächeln, ein freundliches Wort, eine ausgestreckte Hand, die Bitte um Verzeihung – kleine Lichter des Friedens, die wir selbst wie eine Kerze, die bereit steht, nur entzünden brauchen.

Am nächsten Samstag wird das Friedenslicht aus Bethlehem durch die Pfadfinder ausgesendet, am zweiten Advent kommt es nach Deutschland. Ein schönes Zeichen und Symbol für Frieden und Hoffnung. Licht, das in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet wird, findet seinen Weg in viele Länder Europas und drüber hinaus. So und durch uns breitet sich das Licht aus: im menschlichen Miteinander unserer Beziehungen, in unseren Familien, auf der Arbeit und im Freundeskreis und überall dort, wo es dunkel ist.

„Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt.“ Amen.